Begriffserklärung

Der Pottofen

Die Ein- bzw. Zuordnung einzelner Öfen erfolgt immer retrospektiv. So auch beim Pottofen und seinen Synonymen „Quint-, Trommel- oder Pommerofen“. Die Bezeichnungen „Rund- oder Kanonenofen“ dagegen sind allgemeiner Art. „Pott“ bedeutet im Niederdeutschen so viel wie „Topf“ und mit dem Wort „Topfofen“ kommt man der Wahrheit schon ein großes Stück näher, bleibt doch die Erfolgsgeschichte des Pottofens ohne Bezug zur Nahrungsmittelzubereitung unvollständig. Hierfür stellte zuvor jahrhundertelang die offene Feuerstelle mit den notwendigen Poteriewaren die einzige Möglichkeit dar. Mehrere räumlich getrennte Anlagen waren undenkbar, schon gar in mehrstöckigen Wohngebäuden.
Formal handelt es sich um raumseitig zu betreibende, kleine, zylindrische oder trichterförmige Rundöfen in ein- oder mehrteiliger Bauweise aus Guss- oder/und Schmiedeeisen.
Dabei standen die Kochtauglichkeit bzw. Brennstoffausnutzung im Vordergrund. Die Vorstellung eines „Topfofens“ veranschaulicht die ursprüngliche Aufgabenstellung treffend. Zum jeweiligen Ofen passendes, hitzebeständiges Geschirr sollte dem Feuer möglichst unmittelbar die Hitze entziehen. Obenauf liegende Ringsätze zur Aufnahme passender Töpfe (Ringhäfen) bis hin zu passgenauen, samowarähnlichen Wasserbehältern ergänzten die jeweiligen Konstruktionen.
Selbst sog. „doppelte Pottöfen“, d.h. dem eigentlichen Ofen nachgeschaltete, als Zwischenstück im Ofenrohr integrierte, trommelähnliche Baukörper als Wärmetauscher lassen sich nachweisen, siehe Originalabbildung („Eisenöfen“, Wingolf Lehnemann).
Wie bei keinem zweiten Ofentyp steht die Diskussion um den Pottofen gegen Ende des 18. Jahrhunderts stellvertretend für den überfälligen „Brennstoffwandel“: Kohle als Ersatzbrennstoff gegen den „Raubbau“ am Walde. Die Kohletauglichkeit dieses Ofentyps bestimmte fortan auch seine differenzierte Bauweise. So waren die anfänglich noch als „Trommelofen“ beschriebenen Pottöfen als „Allesbrenner“ klassifizierbar, entwickelten sich jedoch durch den Einbau der für den Steinkohlenbrand unentbehrlichen Rostsysteme, den damit notwendigen Aschenkastensockel wie oftmals auch verstärkte, reversible Futter vielseitig. Dabei konnten die häufig getrennt gearbeiteten Aschenkastensockel sowohl auf Fußwerk als auch auf einem Postament stehen.
Nach gesicherter Quellenlage ist der Begriff des Pottofens allerspätestens ab der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts gebräuchlich und findet auch noch in den Dreißigerjahren des 20. Jahrhunderts in Musterbüchern verschiedener Hersteller Verwendung.

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