
"Pyramid-Ofen mit Brater" um 1875
Holler'sche Carlshütte/Rendsburg
Etagenartig gegliederter Ofen für langflammige Brennstoffe mit Tafelrost, primärer und sekundärer Luftführung sowie namengebendem Überbau in rechteckiger, kantengerundeter Grundform. Unterofen auf halbhohem Fußsockel mit einschiebbarem Aschenkasten und als „Brater“ bezeichneter mehrteiliger Kochkammer. Breitseitig zu bedienende hüttentypische Doppelfeuerungstüre sowie querriegelverschließbare, vollflächige Flügeltüren der Kochkammer. Leicht zurückspringende Warmhaltenische mit auffälliger, durchbrochen gearbeiteter Ziertüre in arabesker Machart. In „Trapezform“ gestaltetes, mit Gorgoneion geschmücktes Oberteil mit offener Durchreiche, Rauchrohrstutzen und als Satteldach ausgeführtem Schlusselement.
Vegetabile, horizontal wie vertikal bandartige Plattendekoration mit seitlich jeweils stilisiertem Schwanenpaar.
Die Rendsburger Carlshütte unterschied von Anfang an zwischen Zirkulieröfen mit geradlinigem Aufbau der Rauchgaszüge und solchen mit pyramidablem Oberteil. Die ursprünglich nach Landgraf Carl zu Hessen (1744-1836), Stadthalter der damals noch zu Dänemark gehörenden Herzogtümer Schleswig und Holstein, benannte Eisenhütte hatte erst 1827 ihre Grundsteinlegung, firmierte jedoch bereits zu diesem Zeitpunkt unter „Hartwig Holler, Carlshütte bei Rendsburg“.
Der Einfluss skandinavischer Ofenarchitektur bzw. die Übernahme kompletter Modelleinrichtungen ist vor allem bei den „Circulir-Oefen“ und „Pyramid-Oefen“ offensichtlich und erklärt auch die Produktvielfalt im Bereich Ofenbau, wenngleich dieser bei maximal 20 Prozent der Gesamtproduktion gelegen haben dürfte.